Lucía Cano

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Lucía Cano Pintos (geboren 27. September 1965 in Madrid) ist eine spanische Architektin.[1] Sie ist Mitbegründerin des Architekturbüros SelgasCano in Madrid.[2]

Ausbildung und Studio Cano Lasso

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Cano studierte an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura Madrid (ETSAM) und machte dort 1992 ihren Abschluss.

Ihr Vater war der Architekt Julio Cano Lasso (1920–1996). Er war bis 1990 Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando und wurde 1991 in Spanien mit der Goldmedaille für Architektur ausgezeichnet. Bis 1996 unternahm sie erste berufliche Schritte in dessen Architekturbüro zusammen mit den drei Brüdern Diego, Gonzalo und Alfonso, die ebenfalls den Architektenberuf gewählt hatten. Nach dem Tod des Vaters war sie von 1997 bis 2003 Partnerin des Studio Cano Lasso. Während dieser Zeit arbeitete sie unter anderem an Projekten mit, wie den Sace-Laboratorien auf dem Campus der Universität Murcia.[3]

Palacio de congresos in Bajadoz, Spanien 2006.

Architekturbüro SelgasCano

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SelgasCano office, Madrid 2007. Arbeitsplätze.
SelgasCano office, Madrid 2007. Arbeiten im Wald.
SelgasCano office, Madrid 2007. Neue Materialien und Transparenz.
Serpentine Gallery Pavilion im Kensington Gardens, London 2015.
Pavillon auf der Triennale in Brügge, Belgien 2018.
Kantine im Design District, London 2021.
B1, Gebäude im Design District mit schräger Fassade, London 2021

Zusammen mit ihrem Ehemann José Selgas gründete Lucía Cano schließlich das Architekturbüro SelgasCano in Madrid. Ihr selbst entworfenes Bürogebäude befindet sich eingebettet und teilweise eingegraben in einem Madrider Waldstück. Es handelt sich um eine langgezogene schmale Betonstruktur mit transparenten Fassaden zum Innenraum, Schreibtischen ohne direkte Sonneneinstrahlung und einem transparenten Dach.[4]

Cano ist überzeugt, dass die Natur die Oberhand über die Architektur erlangen sollte:

„Das Büro meines Vaters war ein Teil des Hauses und ein Teil unseres Lebens, als wir jung waren. Alles, was er tat, entwarf und wie er das Haus allmählich an die Art und Weise anpasste, wie wir uns veränderten, geschah in ständiger Harmonie mit der Natur. Das ist ein wichtiges Element, das jetzt in unsere Arbeit einfließt. Es ist ein Lebensstil, der uns kulturell prägt.“

Lucía Cano[5]

In ihren Projekten erforscht das Paar die Fähigkeit von Materialien, Licht auf unterschiedliche Art zu filtern und dabei die Farbenpsychologie anzuwenden. So entstanden eine Reihe von Projekten, die durch ihre schillernden Farben und transparenten Qualitäten hervorstechen.

2011 gestalteten SelgasCano die Factoría Joven, ein Jugend- und Freizeitzentrum in Merida. Die 1550 m² große Anlage wurde auf einen Sockel gestellt, der die darunter liegenden römischen Fundamente nicht beschädigt. Das Gelände wird durch ein riesiges Dach überspannt, das zum Verweilen einlädt, Schatten bietet und die Möglichkeit eröffnet, neben Skatbahnen auch abgeschlossene Räume anzuordnen zum Musik machen, zum Theater spielen oder Ähnlichem.[6]

Eine transparente Hülle umgibt das Plasencia Konzert- und Kongresszentrum in Cartagena. Der Eingang befindet sich auf Straßenniveau, die Räume befinden sich unterhalb, sind eingelassen in einen 12 Meter tiefen Canyon. Die Basis des Gebäudes ist wesentlich kleiner als die ausladenden darüber liegenden Stockwerke. Dadurch wird so wenig Naturfläche wie möglich durch das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen.[7][8]

Wichtig für den internationalen Bekanntheitsgrad von SelgasCano war die Zusammenarbeit mit Second Home, einem Startup-Unternehmen, das Arbeitsplätze und Studios vermietet. Dafür sollten Arbeitsumgebungen geschaffen werden, die Kreativität fördern und eine Wohlfühlatmosphäre bieten. SelgasCano entwarfen auf zwei Stockwerken einer ehemaligen Teppichfabrik im Eastend von London ein Café im Erdgeschoss und vielfältig gestaltete Studiobereiche und Arbeitsplätze.[9] Inzwischen wurden auch die anderen Stockwerke der Teppichfabrik, eine Buchhandlung gegenüber, ein weiteres Bürogebäude im Holland Park London und ein Co-Working-Space in Hollywood von Second Home übernommen.[10][11][12]

Unter der Federführung von Knight Dragon beteiligten sich SelgasCano daran, eines von 16 Gebäuden im Design District in North Greenwich zu konzipieren. Heraus kamen ein Multifunktionsgebäude und eine Kantine. Das Design District soll kreative Köpfe und Unternehmen an diesem noch im Aufbau begriffenen Ort sammeln. Den Masterplan entwickelten Allies and Morrison.[13]

Projekte mit SelgasCano

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Fertig gestellte Projekte:

  • 2006: Kongresszentrum und Auditorium, Badajoz, Spanien.
  • 2007: Office in the woods, Büro von SelgasCano in Madrid, Spanien.[14][15]
  • 2007: Silicone House, La Florida, Spanien.[16]
  • 2007: Wasserversorgungstank in Villar del Rey, Spanien.
  • 2011: El 'B', Konzerthalle und Kongresszentrum, Cartagena, Spanien.[17][18]
  • 2011: Factoría Joven, ein farbenfrohes Jugend- und Freizeitzentrum in Mérida, Spanien.[19]
  • 2013: Brillengeschäft, Cartegena, Spanien.
  • 2014: Spitalfields, Co-Working-Area von Second Home in London, Vereinigtes Königreich.[20]
  • 2016: Second Home, Co-Working-Area in Lissabon, Portugal.[21]
  • 2017: Plasencia Konzert- und Kongresszentrum, Spanien.[8]
  • 2015: Gesundheitszentrum, Tukana, Kenia.[22]
  • 2016: Libreria, Buchladen von Second Home in London, Vereinigtes Königreich.
  • 2016: Schule in Kibera, Kenia.
  • 2017: Holland Park, Co-Working-Area von Second Home in London, Vereinigtes Königreich.
  • 2019: Second Home, Co-Working-Area in Hollywood in Los Angeles, Vereinigte Staaten von Amerika.[23]
  • 2021: Mehrzweckgebäude und Kantine im Design District, North Greenwich, London, Vereinigtes Königreich.[24]

Preise und Auszeichnungen

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Veröffentlichungen

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  • Mit José Selgas Rubio: El transparente libro de las cosas. In: Palacio de Congresos y Auditorio Cultural de Navarra. Gobierno de Navarra, Pamplona 1999, OCLC 932621659, S. 104–107.
  • Diego Cano Pintos, Gonzalo Cano Pintos, Alfonso Cano Pintos, Lucía Cano Pintos: Sede dela empresa municipal de transportes en la calle Cerro de la Plata 4. Hauptsitz der städtischen Verkehrsbetriebe in der Calle Cerro de la Plata 4. In: Premios de urbanismo, arquitectura y obra pública. XIX 2004. Preise für Stadtplanung, Architektur und öffentliche Einrichtungen. XIX 2004. Área de Gobierno de Urbanismo, Vivienda e Infraestructuras del Ayuntamiento de Madrid, Madrid 2005, ISBN 978-84-7812-612-5 (spanisch).
  • Diego Cano Pintos, Gonzalo Cano Pintos, Alfonso Cano Pintos, Lucia Cano Pintos: Sede da empresa minicipal de transportes (Madrid). In: José Manuel das Neves (Hrsg.): Arquitectura Iberica 14: Transparências, = Transparencies. Caleidoscopio, Casal de Cambra 2006, ISBN 978-989-8010-10-0 (portugiesisch).
  • Mit José Selgás: Selgascano, José Selgas, Lucía Cano. Projectos. In: El croquis. Nr. 136/137, 2007, OCLC 959163945, S. 124–195.
  • Mit José Selgas: Estudio Selgascano, Madrid, España. In: ARQ. Band 77, 2011, ISSN 0717-6996, S. 54–61.
  • Julio Cano Lasso: Estudio Cano Pintos. Munillaleria, Madrid 1995, ISBN 978-84-89150-03-4 (englisch).
  • Julio Cano Lasso, Paolo Pisapia: Estudio Cano Lasso. Ausstellungen in Neapel, 14. Dezember 1996 - 6. Januar 1997 und Mailand, Triennale di Milano, 13. Januar - 9. März 1997. Ausstellungskatalog. Electa, Milano 1996, ISBN 978-88-435-5951-0 (italienisch).
  • Cayetana de la Quadra-Salcedo: Estudio Cano Lasso. Fundación COAM, Madrid 2005, ISBN 978-84-88496-87-4 (spanisch).
  • J. Cargill Thompson: 40 architects around 40. Köln u. a. 2006.
  • Casa en La Florida, Madrid, Arq.: José Selgas, Lucía Cano (selgascano). In: Spain architects: Viviendas. Manel Padura, El Masnou 2008, ISBN 978-84-935862-4-9 (spanisch).
  • Inmaculada E Maluenda; Enrique Encabo;: Julio Cano Lasso. Naturalezas (= Natürlichkeit). Ausgabe anlässlich des hundertsten Geburtstags des Architekten Julio Cano Lasso: 1920-2020. Mit Mitteln aus dem Cano Lasso-Archiv, ausgewählt von Diego, Gonzalo, Alfonso und Lucía Cano Pintos. España Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana, Madrid 2021, ISBN 978-84-498-1051-0.
  • Jan Knippers et al.: Construction manual for polymers + membranes. Materials, semi-finished products, form-finding, design. unter anderem am Beispiel des Bürogebäudes für SelgasCano. Detail, München 2011, ISBN 978-3-0346-0726-1.
  • Diego Cano Pintos, Gonzalo Cano Pintos, Alfonso Cano Pintos, Lucia Cano Pintos: 23 viviendas de protección pública en la avenida Ciudad de Barcelona (Madrid) = 23 geförderte Wohneinheiten in der Avenida Ciudad de Barcelona (Madrid). Tagungsband. In: Gloria Muñoz, Leyre Salgado Almazán (Hrsg.): Modos de habitar. VS, RS, SU, EcoB, SICE. Wohnformen. VS, RS, SU, EcoB, SICE. Consejo Superior de Arquitectos de España. Ministerio de Vivienda. = Oberster Rat der Architekten von Spanien. Ministerium für Wohnungswesen, Madrid 2010, ISBN 978-84-937270-4-8 (spanisch).
  • Fernando Márquez Cecilia, Richard C Levene: SelgasCano 2003–2013. Vacilante naturaleza / Shambling nature. (= Wankende Natur). El Croquis Editorial, Madrid 2014, ISBN 978-84-88386-79-3 (spanisch, englisch).
  • Emma Enderby, Jochen Volz: selgascano. Serpentine Pavilion 2015. Serpentine Galleries, London 2015, ISBN 978-1-908617-27-9.
  • Lucía Cano. In: Architektur aktuell. Band 11, 2017, S. 153.
  • Lucía Cano. In: Agata Toromanoff (Hrsg.): Raising the roof. Woman architects who broke through the glass ceiling. Prestel, München / London / New York 2021, ISBN 978-3-7913-8663-8, S. 60–63.

Einzelnachweise

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  1. Cano Pintos, Lucía. In: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online. K. G. Saur, Berlin / New York 2021.
  2. Lucia Cano - Architect Madrid / Spain. archilovers, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  3. a b Lucía C. Pérez-Moreno: Lucía Cano Pintos 1965. In: Un día | Una arquitecta 2 = ein Tag | eine Architektin 2. 28. November 2016, abgerufen am 21. März 2022 (spanisch).
  4. Lucía Cano. In: Raising the roof. 2021, S. 61.
  5. Agata Toromanoff: Raising the roof. 2021, S. 60.
  6. Cecilia Di Marzo: Spagna: a Merida la Factoría Joven di Selgas Cano Arquitectos. 26. Juli 2011, abgerufen am 16. März 2022 (spanisch).
  7. Lucía Cano. In: Raising the roof. 2021, S. 63.
  8. a b Plasencia Auditorium and Congress Centre | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  9. Ulrich Brinkmann (Text), Iwan Baan (Fotos): Hot Hipster Shit. SelgasCano haben eine ehemalige Teppichfabrik im Londoner East End zum Coworking-Space umgearbeitet. (PDF) Bauwelt, September 2015, S. 16–21, abgerufen am 29. März 2022.
  10. Great architecture and design inspires us. Abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  11. Isabelle Priest: The good guys. Abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  12. Eleanor Young: Ahead of the curve. Abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  13. Pamela Buxton: Will Greenwich Peninsula’s eclectic avenue make a real Design District? Abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  14. eleonora usseglio prinsi: Where the architects work. 10. Dezember 2014, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  15. Selgascano Office | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  16. Silicom House | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  17. Malcolm Clark: El 'B' in Cartagena, Spain, a flat building like a calm sea. 5. April 2012, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  18. El 'B' | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  19. Factoría Joven | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  20. Second Home | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  21. Second Home Lisboa | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  22. Konokono Turkana. Abgerufen am 17. März 2022.
  23. Second Home Offices in Hollywood, Los Angeles. 2019, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  24. Rossana Vinci: The Design District: an Uplifting Vision of Post-Covid London. 26. März 2020, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  25. Al Aire (Between Air) - Spanish Pavilion | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  26. Angelica Marino: This Year’s Serpentine Pavilion is Every Hippie’s Dream. 23. Juni 2015, abgerufen am 16. März 2022 (englisch).
  27. Serpentine Pavilion 2015 | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  28. Pavillon Martell de SelgasCano | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).
  29. Selgascano Pavilion | Selgascano Arquitectos. archilovers, abgerufen am 28. März 2022 (englisch).